Thermische Anlagen
Thermische Abfallbehandlung im Ausland
Abgesehen von sechs Zementwerken werden in der Schweiz keine Anlagen zur thermischen Abfallbehandlung betrieben, in welchen verschmutztes Aushubmaterial oder kontaminierte Bauabfälle behandelt werden können. Demzufolge müssen Abfälle, die sich aus technischen oder regulatorischen Gründen nicht in einem Zementwerk verwerten lassen, exportiert werden. Geeignete Anlagen stehen hauptsächlich in Deutschland und Holland. Die Abfälle werden in der Regel ab den Rheinhäfen Birsfelden oder Basel verschifft.
In Abhängigkeit der Abfallart und der qualitativen und quantitativen Schadstoffbelastung kommen Anlagen zur Sonderabfallverbrennung oder zur Pyrolyse als thermische Verfahren in Frage.
Anlagen zur Sonderabfallverbrennung
Sonderabfälle in pastöser oder fester Form werden typischerweise in einem Drehrohrofen oder Rostofen bei Temperaturen von mindestens 1’000 Grad Celsius verbrannt. In derartigen Anlagen können auch stark belastetes Aushubmaterial oder mineralische Bauabfälle behandelt und dekontaminiert werden.
Die Anlagen bestehen im Wesentlichen aus einem Ofen, einer Nachbrennkammer und einer Behandlung für die Rauchgase. In der Nachbrennkammer werden die heissen Gase mit Luft vermischt, um eine vollständige Verbrennung zu gewährleisten. Anschliessend werden die Gase abgekühlt (Wärmetauscher). Die so gewonnene Energie erzeugt Strom oder Betriebsdampf. In einem Filter werden aus der abgekühlten Luft die feinen Staubteilchen abgeschieden. Zuletzt werden die im Gasstrom verbleibenden Schadstoffe ausgewaschen.
Im Gegensatz zum Zementofen bleiben bei der Sonderabfallverbrennung gewisse Rückstände übrig: Die Schlacke aus dem Ofen, der Filterstaub und die Fällprodukte aus der Rauchgaswäsche. Diese Materialien werden je nach Schadstoffgehalt auf unterschiedlichen Deponien abgelagert.
Bei hauptsächlich organisch kontaminierten Bauabfällen kann die thermische Behandlung auch bei tieferen Ofentemperaturen von 500 bis 600 Grad Celsius stattfinden. Die organischen Verunreinigungen sowie Quecksilber werden verflüchtigt und anschliessend in der Nachverbrennung oxidiert beziehungsweise abgeschieden. Das so behandelte Material kann je nach Schwermetallbelastung wieder als Baustoff eingesetzt oder muss deponiert werden.
Anlagen zur Pyrolyse
Die Pyrolyse ist ein alternatives Verfahren zur thermischen Behandlung von Abfällen, welches auf der Zersetzung organischer Stoffe durch Wärmezufuhr in Abwesenheit von Sauerstoff oder anderen Oxidations- oder Reduktionsmitteln basiert. Die Pyrolyseverfahren werden generell nach dem eingestellten Temperaturniveau und der Verweilzeit eingeteilt. In der Praxis kommen vor allem Verfahren von über 500 Grad Celsius mit längerer Verweilzeit zur Anwendung. Analog zu Sonderabfallverbrennungsanlagen bleiben auch bei einer Pyrolyseanlage Rückstände zurück, die entsorgt werden müssen.